Das Geheimnis der Dankbarkeit

von Janine Lesch

Wie oft hören wir, dass es wichtig ist, dankbar zu sein?! Dankbar dafür zu sein, was wir haben und das, was gerade ist. In Momenten, wo unser Fokus jedoch auf Mangel und Stress oder ungünstige Situationen gerichtet ist, so fällt es schwer, Dankbarkeit zu fühlen. Denn: die Situation ist jetzt gerade einfach scheiße, wie soll ich da dankbar sein?Nun, bevor ich eine Antwort auf die oben beschriebenen Zeilen gebe, sollte eine Sache nicht unberücksichtigt sein. Häufig geschieht es, dass wir im Elternhaus hören “Sei jetzt endlich mal dankbar für xyz…” Dankbarkeit ist somit als eine Art Aufforderung vermittelt worden und mit einer Art Widerstand besetzt. Dies geschieht wiefolgt: Die Eltern tun etwas (oder Bekannte, Familie oder engere Freunde), was sie aus guten Absichten machen und an das Kind weitergeben möchten. Das Kind als individuelle Person und Mensch versteht diese Art von Geben jedoch anders, weil es anders denkt und fühlt und andere Bedürfnisse hat. So könnte es z.B. sein, dass die Eltern dem Kind ein neues Zimmer kaufen möchten und mit ihm einkaufen fahren. Die Eltern befinden sich im Möbelhaus und diskutieren darüber, welche Möbelstücke gut zusammenpassen würden und wählen aus, was sie glauben für das Kind und das Zimmer geeignet wären. Das Kind ist dabei, traut sich jedoch kaum etwas zu sagen, weil es Angst hat, Kritik zu erhalten, wenn es sagt: “Das gefällt mir nicht, ich würde es mir anders wünschen und würde dies und das besser für mich geeignet empfinden.”

Die Eltern, die dem Kind etwas Gutes tun wollen, könnten sodann mit Sprüchen kommen, wie “Das passt aber gar nicht ins Bild des Hauses” oder “das gefällt uns nicht, wir müssen da anders denken” und “sei doch dankbar, dass wir überhaupt mit Dir ein neues Zimmer holen.” In diesem Kontext erhält Dankbarkeit einen ganz anderen Kontext. Es wird, unbewusst, so genutzt, dass das Kind ein schlechtes Gewissen hat, eigene Wünsche zu äußern und seine Individualität zu zeigen und muss sich jetzt für etwas bedanken, was seinerseits gar nicht erwünscht ist. Ja, es ist natürlich überaus wertvoll, dass das Kind ein neues Zimmer erhält, jedoch was wird als Bedingung gestellt: Nur das kommt ins Haus, was von den Eltern als “gut” betrachtet wird. Und somit ist dies nicht als Geschenk zu verstehen, sondern Dankbarkeit wird als Machtmittel eingesetzt, dem Kind zu vermitteln: Wir tun doch alles für dich- jedoch ist dieses Geben an Bedingungen geknüpft, die wir vorgeben. Interessant, oder?

Ein Mensch, der diese Art von Bedingungen häufig erfährt, wird Dankbarkeit als etwas kennenlernen, was er verabscheut, weil er weiß: es geht eigentlich nie um mich und dem vom Herzen entgegengebrachten Geschenk, eine Freude zu erhalten. Sondern das Geschenk ist erneut an einen Willen geknüpft, der nicht dem Herzenswunsch des Kindes entsprach. Dankbarkeit gerät somit in Verruf und das Kind lernt: wenn ich was geschenkt bekomme, muss ich aufpassen, denn: es ist eben alles, aber nicht bedingungslos. Das heißt, ein Kind wird darauf konditioniert, Angst vor Geschenken zu haben, weil es nicht weiß, ob es sich darüber freuen darf und seine Meinung und seine Wünsche überhaupt sagen darf, denn: es wird gegen es selbst ausgelegt.Kindheit ist nicht immer einfach- vor allem dann nicht, wenn Menschen, die es großziehen, wenig von der Wirkungsweise von doppeldeutigen Botschaften und Gefühlen wissen. Kindheit wird sodann zu einem Gefängnis. Am Ende der Kindheit wissen wir viel über “gesellschaftliche Normen, Dinge, die man nicht tun soll, Dinge, die gut sind, etc” und wir fühlen uns dennoch nicht wohl. Warum ist das so?

Ganz einfach: weil es richtig und falsch nicht gibt, sondern: das ist für den Einen so und für den Anderen so. Woher möchten wir denn bitteschön wissen, was für den Anderen jetzt gerade gut ist und was nicht? Wir können dies maximal für uns Selbst erkennen und angeben, jedoch nicht für den Anderen. Und woher erkennen wir überhaupt, ob etwas für uns gut ist oder nicht? Ganz einfach: in dem wir fühlen und erkennen, ob es jetzt stimmig ist oder nicht. Und genau dieses Gefühl wird nicht mehr gelehrt, geschweige denn, wie Gefühle überhaupt entstehen und zu welcher Handlungskette sich Gedanken und Gefühle auf Körperebene darstellen und zeigen.

Dieses Schreiben gilt für Jene, die eben nicht frei wählen konnten, deren Handeln an Bedingungen geknüpft war (nicht böse, das möchte ich hiermit betonen, sondern: aus Unwissenheit) und die mit Dankbarkeit etwas vielleicht Schlechtes verknüpfen und gar nicht mehr wirklich wissen, was mit Dankbarkeit und dem Gefühl der Dankbarkeit gemeint ist.Wir haben JETZT immer die Wahl, wie wir unseren Fokus wählen können. Manchmal dauert es eine zeitlang, bis wir an diesem Punkt sind und dies erkennen, jedoch spätestens jetzt, wenn du diese Zeilen liest, kommst du weiter und trägst den Schlüssel in deiner Hand, deiner Aufmerksamkeit eine neue Richtung und somit Energie zu schenken.In Momenten, wo die Welt trist und traurig oder wütend erscheint, eignen sich folgende Fragen, um deinen Fokus in Richtung von Dankbarkeit zu wählen und dort Energie hinzusenden, wie es sich für dein Gefühl stimmig anfühlt:-Wozu bewegt mich die aktuelle Situation?

-Was ist das Gute, trotz der negativen Seite?

-Für wen oder was kann ich JETZT dankbar sein?

-Welche Menschen können mir aktuell helfen und wer versteht mich JETZT und ist bedingungslos für mich da?

-Was kann ich durch diese Situation nicht mehr? Und: für was könnte dies gut sein?

Ja, es gibt IMMER zwei Seiten auf eine Geschichte. Das Geheimnis, welches uns jedoch kaum einer sagt, ist, dass du IMMER das Potential hast, JETZT zu wählen, welche Geschichte du Dir erzählen willst und wo deine Aufmerksamkeit hinfließen soll.

Ein weiteres einfaches Beispiel soll dies verdeutlichen:

Du fährst mit deinem Auto rechts auf der Autobahn. Du machst die Musik an, fährst deinen Weg weiter und fährst in durchschnittlichem Tempo. Plötzlich kommt ein Auto von links in einem Affenzahn und schert kurz vor dir ein und bremst, sodass du gezwungen bist, blitzschnell auf die Bremse zu treten und noch achtsamer zu fahren.

2 Sichtweisen sind hier möglich:

  1. du fährst zu deiner Arbeit und berichtest Jedem von dem Idioten, der nicht Auto fahren kann und wegen dem du dich wütend und erschrocken fühlst. Abends erzählst du deinem Partner von deinem Tag und wühlst auch diese Story nochmal hervor und beschwerst dich.
  2. Du erkennst: ok, damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Du könntest hingehen und sagen: “Wow, auch wenn ich damit nicht gerechnet habe, so bin ich dankbar dafür, wie gut und schnell ich reagieren kann und mit welcher Achtsamkeit ich fahre. Hierdurch konnten Unfälle und Wege zur Versicherung verhindert werden und ich habe nicht nur für mich gut gehandelt, sondern auch für den Autofahrer, der dieses Tempo drauf hatte”. Und auch diese Geschichte könntest du sodann erzählen.

Die Frage jetzt ist: fühl mal rein, welche Geschichte sich für Dich besser anfühlt und vor allem, welche Energien du hiermit an Dich und den Anderen sendest. Es hört sich manchmal komisch an, wenn wir solche Blickwinkel einnehmen, warum? Weil sie ungewohnt sind. Weil wir es nicht anders kennen, als auf den Anderen mit dem Finger zu zeigen und unsere Unschuld kundtun möchten. Anstelle jedoch den Finger gegen Andere zu erheben, lohnt es sich den Finger auf sich Selbst zu richten und das auszusprechen, was du gut getan hast. Und dies sendet Energien aus, die Dir und dem Anderen Freude machen und dich stärken, anstelle dass sie dich schwächen.Im oben genannten Beispiel könnte es wie folgt sein: Ich bin dankbar, dass ich ein neues Zimmer bekommen habe und dankbar, dass ich weiß, dass Geben nur dann von Herzen kommt, wenn es nicht an Bedingungen geknüpft ist und von ganzem Herzen gegeben ist.

Aufgrund dieser Erfahrungen kann ich dieses Wissen nun weitergeben und bei jedem Geben genau schauen, ob ich mein Geben an Bedingungen oder als Geschenk wahren Herzens gebe und kann es für jedes Kind und für jeden Menschen besser machen. Die wenigsten machen sich hierüber Gedanken und werden Dankbarkeit nie in Frage stellen oder sich hiermit auseinander setzen. Ich weiß jetzt, Dankbarkeit sehr wertzuschätzen und bewusst einzusetzen.Du kannst nur für etwas dankbar sein, was du bereits empfangen hast. Das Geheimnis der Dankbarkeit geht weiter: In dem Moment, wo du Dinge gedanklich und mit Kraft deiner Vorstellung imaginieren kannst, stellst sich Dankbarkeit automatisch ein, denn: Dein Gehirn unterscheidet nicht zwischen Realität und Fantasie. D.h. Dankbarkeit ist auch ohne erlebbare Realität abrufbar und für Dich als Mittel zur Fülle geeignet, welches sich sodann auch in der Realität zeigen wird. Vorraussetzung: Dass du es glauben und fühlen kannst und im Vertrauen bist, dass es sich erfüllt und du in deine eigene Schöpfung vertrauen kannst. Denn: es geschieht nach deinem Glauben. Der Motor und die Energie zur Erfüllung geschieht jedoch über das Gefühl, daher sind spirituelle Lehren immer auf Basis des Gefühls zu verstehen und zu transformieren.Bleib dir Dir, erlaube jedem seine eigene Stimmigkeit und vor allem: seine Individualität. Das ist, nebst dem Geheimnis der Dankbarkeit, ein weiterer Schlüssel, um alles zu verwirklichen, was du dir wünscht.

Danke, dass du diese Zeilen liest und auch gerne teilst. Je mehr Menschen über dieses Geheimnis wissen, desto mehr Freude, Strahlen und Lächeln können wir in die Welt zaubern und tragen dazu bei, dass jeder glücklich ist und somit dies auch bei Anderen ausstrahlen und senden kann.

Von Herzen

Janine

Bildquelle


Janine Lesch

@janine


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