An unsere Kinder

von Janine Lesch

Manchmal siehst du Monster unter deinem Bett oder hast etwas aus deinem Kleiderschrank gehört. Und wenn dir das Angst macht, dann darf diese Angst da sein. Das ist in Ordnung.Manchmal haben Mama und Papa keine Zeit für Dich und sie sind gestresst oder hektisch. Es ist in Ordnung, hierüber traurig zu sein.Manchmal hörst du ein “nein, das darfst du nicht und das ist gefährlich” und du wirst wütend, weil du diese eine Sache unbedingt willst. Und ja: du darfst auch wütend sein und mal Luft rauslassen.Manchmal sagen Dir Menschen “das bist du selbst Schuld und das musst du allein wieder ausbaden” und du fühlst die schuldig und beschämt. Und auch das darfst du einfach fühlen.Manchmal versteht dich jemand nicht und glaubt Dir nicht, egal, was du sagst und dann hörst du Dinge, wie “du bist noch zu klein, um dies zu verstehen, das erkläre ich Dir ein Andermal.” Wenn du dich ungeliebt fühlst oder missverstanden oder nicht akzeptiert, so darfst du auch dies fühlen.Wir “Großen” haben irgendwann mal gelernt, dass wir weder traurig, trotzig, wütend, enttäuscht, schuldig, beschämt oder uns nicht geliebt fühlen dürfen. Einst war ich in deinen Kinderschuhen und habe geglaubt, dass diese Gefühle nicht da sein durften, auch, wenn ich sie bereits fühlte.

Wir “Großen” haben manchmal vergessen, dass das, was du siehst, nicht immer für uns sichtbar ist und müssen wieder lernen, mit deinen Augen zu sehen. Manchmal ist der Schmerz, den Du empfindest, nicht so groß für uns, weil wir vergessen haben, wie sich echter Schmerz anfühlt, weil wir gelernt haben, ihn “wegzumachen”, obwohl er die ganze Zeit da ist, jedoch vergraben, wie deine Spielkastenschaufel, die du versteckt hast und nicht mehr wiederfindest.

Wir “Großen” haben manchmal Probleme damit, so wie Du, rumzuhüpfen und glücklich zu sein oder in diesem Moment JETZT vollkommen aufzublühen, weil wir gelernt haben, dass wir immer etwas für unser Glück tun müssen und nicht gut genug sind, wie wir sind.

Und weißt du was? Wir Großen fühlen uns in diesen Moment so klein, dass wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen. Und wie oft wünschten wir, wie Du, einfach wieder zu lächeln, den Anderen in den Arm zu nehmen und zu sagen: “das macht nichts, ich weiß, dass du mich lieb hast und es nicht mit Absicht getan hast.”

Du, liebes Kind, bist unendlich wertvoll, weil du Bist, wie du bist. Dein Herz schlägt, du lächelst und du bist wunderschön. Du musst nichts tun, damit ich Dich als Geschenk, was du bist, einfach liebe. Du bist es Wert, unendliche Liebe zu erfahren, Gehör zu finden, verstanden zu werden und all das zu sagen, was du fühlst, siehst, hörst, riechst und schmeckst und: es ist okay, dass DU so wahrnimmst.

Bitte verzeih mir, wenn ich Dir wehgetan habe, weil ich Dich nicht immer Ernst genommen habe oder weil ich dachte “ich muss dir helfen, weil du es nicht alleine schaffst.” Ich glaubte, dir hiermit eine Hilfe zu sein, dabei habe ich an deinen Fähigkeiten gezweifelt, weil ich an mir Selbst zweifelte. Manchmal war ich sauer, weil ich hilflos war. Manchmal war ich traurig, weil ich nicht wusste, was ich machen kann, damit du wieder glücklich bist und vollkommen überfordert, weil ich nicht weiter wusste. Manchmal hast du mir, wie der Wasserspiegel, meine eigenen Verletzungen gezeigt und ich habe den Schmerz nicht fühlen wollen und habe ihn nicht erkannt. Und dann habe ich reagiert und wollte es an Dir “wegmachen”. Du, mein Kind, bist das Wichtigste, was ich habe und nicht nur ich, sondern die ganze Welt. Du bist kostbar und schützenswert, jedoch nicht in dem Sinne, dass ich mich vor Dich stellen muss, sondern, dass ich Dich an die Hand nehme, zusehe und eingreife, wenn es wirklich notwendig ist. Du darfst deinem Herzen vertrauen, denn: Du bist offen, unschuldig und liebenswert. Und: sollte Dir jemand das Gegenteil sagen, liebe ihn trotzdem, denn: er erkennt sein eigenes Spiegelbild nicht und folge dennoch deinem Herzen. Halte dich an die Menschen, die dich groß machen und nicht kleinmachen. Halte dich an Jene, die dich Erfahrungen machen lassen und sich Zeit nehmen, deine Gefühle und Worte zu hören, zu verstehen und dir helfen, wenn du hiernach fragst. Halte dich an Jene, die das erreicht haben, wohin du möchtest und: vor allem sprich nicht nur zu den Menschen, sondern auch zu jedem Monster, das du siehst, zu jedem Tier oder Gegenstand und sei Dir sicher: alles wird gehört, wenn du bereit bist, zu lauschen. Denn: Die Liebe, dein Fühlen, ist das größte Schutzschild, das du besitzt.Ich liebe Dich

Janine

Bildquelle


Janine Lesch

@janine


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