Gaslighting: Wie du die Wahrnehmung des Anderen zerstören kannst

von Janine Lesch

Definition: Gaslighting ist die Form einer Manipulationstechnik, eines emotionalen Psychoterrors bzw. systematischen Missbrauchs, bei dem der Missbraucher dem Opfer falsche Informationen gibt, die darauf abzielen, dass das Opfer seiner eigene Wahrnehmung misstraut, schließlich seinen eigenen Verstand und seine psychische Gesundheit in Frage stellt. (Stangl, 2020).

Verwendete Literatur

Stangl, W. (2020). Stichwort: ‚Gaslighting‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

WWW: https://lexikon.stangl.eu/16150/gaslighting/ (2020-01-09)So, die Definition. Einfache Beispiele sollen diesen Satz einmal veranschaulichen:Stell dir vor, du liegst in deinem Bett, das Licht geht an, ein Elternteil kommt in dein Zimmer, holt etwas aus deinem Schränkchen, macht das Licht aus und geht wieder heraus. Aufgrund des Lärms und des Lichts bist du wach, siehst noch wie das entsprechende Elternteil den Raum verlässt und beschließt, aufzustehen. Du gehst ins Wohnzimmer und fragst deine Mutter/deinen Vater: “Was hast du im Zimmer rausgeholt.” Das Elternteil antwortet “Wovon sprichst du? Ich war doch gar nicht da?”

DAS ist GASLIGHTING.Ein weiteres Beispiel: Ihr sitzt am Tisch, diskutiert ein wenig und die Stimmung wird etwas lauter. Ein Elternteil sagt etwas, wie zum Beispiel “Deine Noten sind ja auch nicht gut.” und kurze Zeit sagt das Kind: “Ich finde es schade, dass du sagst, dass meine Noten nicht gut sind, dies verletzt mich, weil eine zwei eine gute Note ist für mich.” Und das Elternteil sagt “Ich hab doch nie gesagt, dass deine Noten schlecht sind.”

DAS ist Gaslighting.Ein weiteres Beispiel:

Ein Kind hat zu seinem gegengeschlechtlichen Elternteil eine “gute Beziehung” bzw es liebt dieses Elternteil sehr stark. Dieses Elternteil lästert jetzt über das andere Elternteil (sie leben in Trennung), sodass das Kind sich bereits jetzt schon verzweifelt sieht und nicht weiß, wie es mit diesem Verhalten umgehen soll. Jedes Mal gibt es die gleiche Konfliktsituation, wo dieses Elternteil lästert und z.B. darüber klagt “Deine Mutter/Vater ist nachlässig mit euch. Es liebt euch nicht gut genug, ansonsten würdet ihr nicht in den Klamotten rumlaufen, wie ihr es tut. Ich gebe doch schon genug Geld dafür, damit eure Mutter/Vater was für euch kaufen kann und das klappt nie. Es ist eine Schande und so wie ihr rumlauft, das geht gar nicht.”

Das Kind ist verzweifelt, versucht das andere Elternteil irgendwie in Schutz zu nehmen und versucht gleichzeitig das Elternteil, das anklagt, nicht zu enttäuschen oder dagegen zu reden, weil: Es will ja geliebt werden. Das anklagende Elternteil beugt sich sodann vornüber und sagt: “Wie gut, dass ihr jetzt bei mir seid, hier gäbe es so etwas nicht und seid froh, dass ich euch so liebe.” (…und kommt nicht einmal auf die Idee, neue Kleidung zu kaufen, sondern flüchtet sich in weitere Anklagen). Jedes Mal, wenn der anklagende Elternteil etwas findet, womit er den getrennt lebenden Partner schlecht machen kann, kommt die Aussage “Wie gut , dass ihr bei mir seid, ich liebe euch ja noch.” Sollte das Kind jedoch eine andere Meinung haben als der anklagende Elternteil, so kommt “Willst du mir jetzt wiedersprechen und mir sagen, dass ihr geliebt werdet, obwohl ihr so schlampig rumlauft? Guck dich doch an, ich hab Recht mit dieser Aussage. Hör auf deine Mutter/Vater in Schutz zu nehmen, ich spreche ja nur die Wahrheit aus und helfe euch, zu erkennen, dass ich es so nicht machen würde.”

DAS ist Gaslighting.Und eine weitere Art:

Ein Vater ist mit seiner Tochter im Raum und kommt dem Kind näher, fasst es an und möchte “mehr von ihm”. Seine Worte: “ Wir hatten doch schon immer eine ganz besondere Beziehung. Das mache ich auch nur mit Dir und damit zeige ich dir, dass du mir so wertvoll bist.” (…und vergewaltigt es).

DAS ist Gaslighting.Ich habe diese Beispiele bewusst etwas ausführlicher beschrieben, um das Ausmaß einer solchen Manipulationsstrategie in aller Deutlichkeit niederzuschreiben, denn: Die Opfer sind mannigfaltig vorhanden. Was wird hier gemacht? Die Wahrnehmung des Opfers wird eingeschränkt, nicht gewürdigt und sogar insofern mannipuliert, als dass das Opfer seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertraut. Das, was gesehen wurde, gab es daher nicht bzw wird ins Nirvana gesprochen, frei nach dem Motto: Du hast dich geirrt.

Wir befinden uns hier auf rationaler Ebene und verstehen, was hiermit gemeint ist.. jedoch was findet emotional, also auf Ebene von Gefühlen im Körper statt?

Neben Verwirrung und Irritation kommt es zu: Verzweiflung, Kontrollverlust, Scham, Hilflosigkeit, Isolation, Wut, Zorn, Trauer, Angst. Wer es wagt, hier einmal reinzufühlen, kann sich das Ausmaß dessen vorstellen, was im jeweiligen Opfer 24/7 abgeht, wenn es mit der betreffenden manipulierenden Person zusammen ist. Ein Opfer des Gaslighting versucht, egal in welcher Form, Kontrolle über sein Verhalten und die des Täters zu haben. “Wie sage ich Dinge, sodass sie nicht missverstanden werden?”, “Wie erkläre ich Dinge, damit sie nicht missverstanden werden?”, “Sage ich überhaupt noch was?”, “Was könnte der Andere sagen, wenn ich dies oder Jenes sage?” (und bereitet sich auf zahlreiche Antworten vor, um gewappnet zu sein und zieht es sodann vor, gar nichts zu sagen, aus Angst vor Strafe, Schuldvorwürfen und einem erneuten Herumgedrehe der Wörter im Mund). Neben diesen Methoden wird dem Opfer ebenfalls häufig vorgeworfen, es wäre Schuld an der Misere, aber der Täter würde es für das Opfer wieder richtig stellen, um es erneut in den Schutz nehmen zu können.Jene, die von dieser Vorgehenweise noch nichts gehört haben, so werdet hellhörig, denn: psychische Probleme, wie Depressionen, Essstörungen, Angststörungen, Autoimmunerkrankungen, Suchterkrankungen im Generellen, sind die Folge einer solchen Erziehung und Mannipulation. Es sind jene, die ihre Stimme verloren haben, die sich zurückziehen, nichts mehr sagen. Die traurig sind, ängstlich sind und nicht die Dinge sagen, die sie eigentlich sagen wollten. Und warum? Aus Angst, erneut in ihrer Wahrnehmung gebrochen zu werden. Die Verzweifung im Inneren ist so groß, dass man sich selbst dafür beschuldigt, eine solch falsche Wahrnehmung zu haben, dass Scham entsteht. Das Fatale daran ist: Kinder wollen geliebt werden und zwar von jedem Elternteil. Und Jenes, das solche Methoden anwendet, erst Recht!!!

Was macht ein Kind, was mit solch einer Person konfrontiert ist? Es zweifelt nicht nur an seiner Wahrnehmung, sondern nimmt dieses Elternteil auch in Schutz, denn: das Versprechen hinter all den Aussage ist: Ich liebe dich, so wie du bist und nur bei mir hast du diesen Schutz und diese Sicherheit. In den Momenten also, wenn jemand externes kommt und dieses Konstrukt anzweifelt, wird das Kind auch dieses Elternteil noch in Schutz nehmen, denn “So meint er/sie das gar nicht.” Und warum? Weil es geliebt werden möchte. Die Erkenntnis: Ich werde nicht geliebt, existiert nicht und ist unbewusst. Dies ist jedoch nicht als “böse” anzusehen, sondern dieses “in Schutz nehmende Verhalten” ist eine Bewältigungsmethode, denn: diesen Schmerz über eine nicht gelebte Liebe ist für ein Kind viel zu groß zu ertragen. Anstelle also das Verhalten des Täters zu hinterfragen und kritisch zu beleuchten, wird es quasi noch vom Opfer gedeckt. Genau in diesem Moment wird das Opfer zum Täter- von sich Selbst. Dies ist der Moment, wo das Opfer sich selbst im inneren (denken) weiter bekämpft und bei jedem Gedanken ihn so lange rumdreht, bis es sich am Ende erneut selbst bestraft. Es sind häufig jene Personen, die die Sichtweise Anderer sehr gut verstehen können und den Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen glänzlich verloren haben. Aus einmal wird aus gewollter Liebe, Hass.. und Hass ersetzt das Wort Liebe.

Ein Kind, das lernt, dass es Anerkennung und Liebe bekommt, wenn es sich schlecht fühlt (s. die Beispiele oben) wird dieses Schema weiterhin anwenden. Warum? Weil es ihm gar nicht bewusst ist. Hass ist die neue Liebe, denn: sie erfüllt eine Funktion: Ich erhalte Aufmerksamkeit und Wertschätzung und zwar von der Person, von der wahre Liebe am Meisten erfahren werden möchte- und niemals wird.

Sollten sodann Menschen kommen, die es wahrlich gut meinen, wird das Kind irrtiert sein- und später auch ein Jugendlicher und Erwachsener, denn dieses Muster “Liebe” kennt es nicht, da es mit Hass verwechselt wird. Liebe und Hass haben sich im Denken vertauscht. d.h. das Kind und auch ein Erwachsener werden unbewusst diesem Gefühl folgen und einen Selbsthass entwickeln, da dies die Sprache von der ersten Bezugsperson zum Kind war. Hierdurch entstehen ua. auch Lernbeeinträchtigungen, denn: Vertrauen ist keine Option, denn: “die Anderen wissen es eh nicht besser, vertraue mir” (klassische Sprüche des Täters zum kleinen Opfer). Die Täter sind häufig ehemaliger Opfer solcher Methoden, daher möchte ich es nicht schmälern, sondern aufzeigen, dass diese Methoden erneut Projektionen sind, die auf andere Menschen sodann angewendet werden. Weil sie noch nicht aufgearbeitet und verstanden wurden… und somit an die nächste Generation weitergegeben werden. Dies schmälert keinerweise das Ausmaß der Katastrophe, regt jedoch an, Mitgefühl zu entwickeln und dieses Muster zu verstehen. Warum ist dies so wichtig? Weil das Opfer irgendwann entscheiden muss: möchte ich dieses Verhalten und Muster auflösen oder weiterhin hierin verharren und sodann weiter: Will ich mich von dieser Person lösen oder möchte ich weiterhin Teil dieses Krieges bleiben. Und sodann: Löse ich mich in Wut, Hass und Kritik, oder löse ich es aus Perspektive des Mitgefühls und gehe dennoch den eigenen Weg. So, wie du dich löst, so löst dieses Gefühl aus, weitere Menschen anzuziehen, die entweder in Harmonie sind oder ebenfalls im Hass und im Zorn. Daher lohnt es sich, den Blick, zugunsten sich Selbst, auch auf die Täterperspektive zu wenden.Was ist zu tun?

  1. Erlöse alle Gefühle in dir, in dem du sie alle fühlst: wut, Verzweiflung, Hass, Angst, Kontrollverlust, etc. Wie machst du dies? Schreibe alle dir aufkommenden Situationen auf und schreibe diese Emotionen alle nieder und schildere deine Sicht der Dinge. Erlaube dir JA zu diesen Emotionen zu sagen, die so sehr darauf warten, endlich erlöst zu werden. In diesem Kontext ist es dir möglich, diese wieder zu fühlen, sie anzuerkennen und sie sodann zu befreien. Dies schult die Wahrnehmung dieser Emotionen und auch ihre Berechtigung in diesem Kontext.
  2. Erkenne sodann, dass diese Täter ehemalige Opfer waren. Du kannst auch hingehen und die Perspektive des Täters einnehmen und ihre Sicht der Dinge niederschreiben. Wenn du hierzu nähere Informationen haben möchtest, wie “heilendes oder intuitives Schreiben” wirklich funktioniert, so schreibe mich einfach an.
  3. Schreibe eine Liste mit Dingen, die dir gut tun und wende sie immer an, wenn du merkst, dass ein Kontrollverlust kommt. Der Kontrollverlust zeigt dir, dass du dich in einer Abwärtsspirale befindest und etwas benötigst, dass dich zu Dir selbst zurückbringt. In dem MOment, wo du also ganz gezielt Dinge tust, die dir gut tun, schaffst du Kontrolle über dein Leben zurück, anstelle dich von anderen Umständen kontrollieren zu lassen. Du brauchst jetzt Dinge, Musik, Menschen, die dir gut tun und dich authentisch und wahrhaft abholen, dir zuhören und dich verstehen.
  4. Schaff dir ein Umfeld, das dich annimmt, wie du bist. Bedingungslos. Wende dich an Menschen, die dir zuhören, die dir glauben und die deine Sichtweise einnehmen und anhand dessen eine gemeinsame Lösung mit Dir finden, und zwar eine solche, die für DICH stimmig ist- nicht für sie, sondern FÜR DICH.
  5. Löse dich von Menschen, die Erwartungen an dich stellen und deine Bedürfnisse ignorieren und deine Stärken zu ihrem Vorteil nutzen, um dich gleichsam klein zu machen. Menschen, die mit dem Finger auf dich zeigen und dir einreden, du seist Schuld, genau diese brauchst du nicht mehr.
  6. Es ist ratsam einen Coach an die Seite zu holen, der an die Stellen und Quellen geht, wo Programmierungen entstanden sind, die Liebe und Hass vertauscht haben.

Es ist wichtig, zu erkennen, dass jedes psychische oder körperliche Symptom nichts zu Bekämpfendes sind, sondern die Lösung auf seelischer Ebene oder Körperebene, um zu überleben. Durch die oben skizzierten Beispiele wird deutlich, in welchem Zwispalt sich ein Kind befinden muss, das zum Opfer degradiert wird und wie wichtig es hier ist, diese Opferposition auch anzuerkennen- und eben nicht dies “schön reden zu wollen”. Es WAR einfach scheiße. Hiermit wird ebenso deutlich, dass alle Krankheiten, egal welcher Form, die Lösung für ein Problem darstellen, welches wir auf anderer Ebene eben noch nicht bewältigen können. Anstelle also Krankheit zu bekämpfen, ist es von Nöten, diese anzunehmen und zu erkennen: Mein Körper oder meine Seele möchten mir etwas sagen.

Nimm dir Zeit, dich mit Dir zu befassen und auch Dinge zu heilen, die irgendwann zerbrochen sind. Es handelt sich hierbei um Glaubenssätze, die angenommen wurden und wieder aufgelöst werden müssen. Diese Verantwortung trägt jeder jedoch selbst. In der Opferrolle zu verharren bedeutet: keine Veränderung herbei zuführen und sein Glück von der Veränderung Anderer abhängig machen. In dem wir das Zepter der Verantwortung jedoch zu uns zurückholen, in die Emotionen und Gefühle eintauchen, neue Sichtweisen einnehmen und Glaubenssätze auflösen, kommen wir zur Ganzheit zurück. Zur Heilung, welches unserem natürlichen Zustand entspricht.

Ein sehr gutes Training hierfür bieten die Kurse von www.freespiritinfo.com (Bruno Würtenberger) und auch ich stehe zu einem Gespräch jederzeit bereit: lesch-coaching@gmx.de

Habt eine schöne Woche,

in Liebe

Janine

Bildquelle


Janine Lesch

@janine


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